Innerhalb der letzten 30 Jahre ist die Kurzsichtigkeit und somit der Anteil an Brillenträgern in Deutschland stark gestiegen. Waren es 1993 noch 58 Prozent, tragen laut Brillenstudie des IFD-Allensbach heute fast 70 Prozent der Erwachsenen (ab 16 Jahren) eine Brille, Tendenz steigend.
Der höchste Zuwachs an Brillenträgern ist nämlich in der jungen Altersgruppe, unter den Digital Natives, zu verzeichnen – zurückzuführen auf einen deutlichen Anstieg von Kurzsichtigkeit.
Woran das liegt? Damit hat sich ein aktueller Brillenreport (Link wurde entfernt) auseinandergesetzt und den Einfluss des digitalen Wandels genauer unter die Lupe genommen. Das Resultat: Tatsächlich bestehen Zusammenhänge zwischen einer digitalisierten Lebenswelt und der Ausbildung von Kurzsichtigkeit. Welche Faktoren dabei Kurzsichtigkeit begünstigen und wie du der Fehlsichtigkeit vorbeugen kannst, verraten wir dir im Folgenden.
Prognose: 2050 rund 50 Prozent der Weltbevölkerung kurzsichtig
Insbesondere unter den Digital Natives verbreitet sich die Kurzsichtigkeit in hohem Tempo: Laut einer Studie des European Eye Epidemiology Consortium ist fast jeder zweite 25- bis 29-jährige Europäer bereits von Kurzsichtigkeit betroffen. Bei älteren Generationen ergibt sich hingegen ein anderes Bild: Nur 37 Prozent der 45- bis 49-Jährigen sind betroffen, von den 70- bis 74-Jährigen nicht einmal jeder Fünfte (13,9 %).
In Einklang mit dieser Erhebung prognostiziert das Brien Holden Vision Institute, dass bis 2050 rund 50 Prozent der Weltbevölkerung kurzsichtig sein werden. Besonders interessant: Global lässt sich beobachten, dass es in Industrienationen einen deutlich höheren Anteil Kurzsichtiger gibt als in nicht-industrialisierten Gesellschaften. Der Grund dafür liegt einer Vielzahl von Studien zufolge in der intensivierten Naharbeit in Industrieländern begründet.
Naharbeit begünstigt Kurzsichtigkeit: Einflüsse von Tablet, Smartphone und Co.
Naharbeit gilt als zentraler Risikofaktor für die Ausbildung von Kurzsichtigkeit. Damit gemeint sind langandauernde Tätigkeiten, bei denen das Auge in die Nähe fokussiert.
Während sich Naharbeit früher hauptsächlich auf das Lesen von Büchern, Zeitungen etc. beschränkt hat, äußert es sich heute primär in Form von Bildschirmarbeit. Oder anders gesagt: Im permanenten Starren auf Bildschirme. 99 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind täglich online, dabei beläuft sich die durchschnittliche Bildschirmzeit auf 419 Minuten. Gekoppelt mit einem Mangel an Tageslicht, also viel Aufenthalt in Innenräumen, kann sich der Augapfel dadurch noch bis zum 30. Lebensjahr „in die Länge ziehen“, was wiederum Kurzsichtigkeit begünstigt.
Den Einfluss der Naharbeit bestätigt auch die Gutenberg-Gesundheitsstudie. Demnach wächst das Risiko für Kurzsichtigkeit mit steigendem Bildungsabschluss: Während nur 24 Prozent der Probanden ohne Ausbildung oder höheren Schulabschluss kurzsichtig waren, beläuft sich der Anteil von Hochschulabsolventen auf 53 Prozent.
Die Risikofaktoren von Kurzsichtigkeit lassen sich demnach wie folgt zusammenfassen:
- Mediennutzung
- Bildung
- Tageslichtmangel
- Erbgut
Bei dem Risiko, eine Kurzsichtigkeit auszubilden, handelt es sich allerdings stets um Gen-Umwelt-Interaktionen. „Der Einfluss von Lesegewohnheiten, Bildung und Naharbeit ist je nach genetischer Prädisposition unterschiedlich groß“, betonen die Autoren der deutschen KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts. Als dominierende Größe gilt immer noch die genetische Veranlagung. So verwundert es nicht, dass immer noch viele Studien keine signifikanten Zusammenhänge zwischen einem digitalisierten Lebensstil und der Entstehung von Kurzsichtigkeit feststellen.
Bildschirmarbeit: So verringerst du das Risiko von Kurzsichtigkeit
Glücklicherweise bist du den hier beschriebenen Risikofaktoren nicht machtlos ausgeliefert. Durch verschiedene Verhaltensmuster kannst du einer Verschlechterung deines Sehvermögens – trotz häufiger Bildschirmarbeit – entgegenwirken. Dazu zählen:
- den Blick regelmäßig in die Ferne richten
- vor und/oder nach der Arbeit ausreichend Zeit im Freien, also im Tageslicht, verbringen
- Bildschirmpausen nehmen bzw. einhalten
- Ein augenschonender Monitor, sowie die richtige Bildschirmeinstellung, kann die Augen unterstützen.
- Ebenfalls hilfreich ist eine ausreichende Beleuchtung am PC-Arbeitsplatz, um keine starken Kontraste zwischen Bildschirm und Umgebung zu erzeugen. Die besten Beleuchtungen findest du in unserem Schreibtischlampen-Test.